Nalaguraidhoo (Sun Island) Süd Ari-Atoll, Malediven |
Es gibt Dinge oder auch Augenblicke im Leben eines jeden Menschen, die er einfach nicht vergisst, ganz egal wie alt er ist, oder wie alt er wird. Zu diesen unvergesslichen Augenblicken, die mir in meinem Leben widerfahren sind, fällt mir ein Besuch bei meinen Großeltern irgendwann in der Mitte der 1970er Jahre ein. Ich war damals 9 oder 10. Jahre alt und blätterte im Wohnzimmer meiner Großeltern sitzend, in einer Illustrierten herum. Neben allerlei Dingen die mich damals noch nicht interessierten, gab es in jeder Ausgabe dieser Illustrierten einen „Reisetipp der Redaktion". Diese Reisetipps waren für mich immer das Highlight, denn sie beflügelten meine Sehnsucht nach Reisen in ferne Länder und meine Fantasie nach großen Abenteuern. Zusätzlich angefeuert wurde diese Sehnsucht noch von meinem Onkel, der früher bei der Handelsmarine war, die ganze Welt gesehen hatte und mir viel davon erzählte.
Von all dem wusste ich damals natürlich noch nichts und in meiner kindlichen Fantasie, sah ich mich bereits auf den Malediven, mit den Delfinen im türkisfarbenen Wasser des Indischen Ozeans schwimmen. Alles was jetzt noch (meiner kindlichen Logik zu Folge) zu tun war, war es, meine Eltern davon zu überzeugen, unseren nächsten Urlaub auf den Malediven zu verbringen. Ich kann mich noch recht gut an die Reaktionen meiner Eltern erinnern, während meine Mutter nur lachte, schaute mein Vater mich eine ganze Weile ungläubig an und erwiderte schließlich: „Mein Gott Junge, heiße ich Onassis ? die Malediven, die liegen am anderen Ende der Welt. Ich möchte nur wissen, wer dir immer solche Flausen in den Kopf setzt". Damit war das Thema Malediven erledigt und unser nächster Urlaub ging wie jedes Jahr im VW Bulli meines Vaters an die holländische Nordseeküste. (Das Leben ist grausam - zwinker.)
Der ausschlaggebende Punkt, warum meine Wahl auf Nalaguraidhoo fiel, hatte mehrere Gründe, zum einen war es die Größe der Insel, die mit einer Länge von 1600 Metern und einer Breite von 440 Metern zu den größten Urlauberinseln auf den Malediven gehört. Zum anderen, war auch das große Angebot an möglichen Freizeitaktivitäten wie Sauna, Massagen, Wasserski, Gleitschirmfliegen, Motorbootfahren, ein Fitnessbereich u.s.w. das meine Wahl auf Nalaguraidhoo fallen lies.
Nun hieß es acht Monate (von September 2014 bis Mai 2015) geduldig warten. Wir nutzten die Zeit, um uns gut auf die Reise vorzubereiten und lasen im Internet viele Reiseberichte und Hotelbewertungen. Der Großteil dieser Bewertungen über Nalaguraidhoo (Sun Island) war durchweg positiv, ein jedoch immer wiederkehrender Kritikpunkt, war allerdings das Essen im Hauptrestaurant.
Am 03. Mai 2015 war es dann endlich so weit. Mit einer Boeing 777-300ER (ER für „Extended Range“ – vergrößerte Reichweite), ein speziell für Ultra Langstreckenflüge konzipiertes Flugzeug der United Arab Emirates, ging es dann vom Flughafen Düsseldorf aus auf die etwas über 8000 Kilometer lange Reise Richtung Südasien. Unser Flieger ins Paradies, eine Boeing 777-300ER der United Arab Emirates auf dem Flughafen Düsseldorf |
Take Off in Düsseldorf via Dubai nach Malé |
Innenansicht der Boeing 777-300ER | Mit der netten Emirates Stewardess in Dubai (VAE) |
Unsere Flugroute sah dabei wie folgt aus: von Düsseldorf ging es über Tschechien - Österreich - Ungarn - Rumänien - über das Schwarze Meer - Türkei - Syrien - Irak - Iran - über den Golf von Persien - nach Dubai, hier hatten wir eine Zwischenlandung mit 2. Std. Aufenthalt, dann ging es weiter über das Sultanat Oman, über das Arabische Meer (Ein Randmeer des Indischen Ozeans) und schließlich über den Indischen Ozean bis zum Ibrahim Nasir International Airport, der auf der Insel Hulhulé rund 2,5 km nordöstlich der Hauptstadt Malé liegt.
Besonders beeindruckend, war der Landeanflug auf den Flughafen von Malé, den wir schon von weiten sehen konnten und der, umgeben vom türkisfarbenen Wasser des Indischen Ozeans, aus der Luft aussieht, wie einer dieser riesigen US-Flugzeugträger. In den Ranglisten der spektakulärsten Flughäfen / Landebahnen der Welt, wird der Flughafen von Malé regelmäßig genannt. Die Landebahn ist mit 3200 Metern Länge fast so lang wie die gesamte Insel und liegt nur etwa zwei Meter über dem Meer, eine Sicherheitszone gibt es nicht, entweder die Landung klappt, oder sie endet direkt im Indischen Ozean. Entsprechend hart war unsere Landung und der Pilot stieg auch gleich mächtig in die Bremsen. Nachdem das Flugzeug seine Parkposition eingenommen hatte und wir aussteigen durften, beschlug mir umgehend die Brille, eine erste Kostprobe, des auf den Malediven vorherrschenden feucht-heißen Klimas. Völlig übermüdet und erledigt, stellte ich mich noch schnell, bevor die Flughafen-Security angerannt kam, für ein Erinnerungsfoto vor eines der riesigen Triebwerk der „Triple Seven". |
Landeanflug auf den Ibrahim Nasir International Airport Malé Foto: By StromBer Lizenz: GFDL Version 1.2 via Wikimedia Commons. Die Originaldatei ist hier zu finden. |
4. Mai 2015, Ankunft auf dem Ibrahim Nasir International Airport Malé |
Wie schon beim Anflug auf den Flughafen von Malé, war auch der Blick aus dem Fenster der ATR 72-500, auf das unter uns liegende Nord-Malé-Atoll schlicht weg atemberaubend. Wohin die Augen auch blickten, überall kleine Inseln, gesäumt von weißen Stränden, dazu das türkisfarbene Wasser des Indischen Ozeans, das in allen nur erdenklichen Farbnuancen regelrecht leuchtete. Ein Anblick, den man wohl nie mehr vergisst. Nach etwa 10 oder 15 Minuten Flugzeit, landeten wir auf dem Flughafen von Maamigili. Ohne Verzögerungen ging es aus dem Flughafengebäude hinaus über die Straße, wo bereits ein Dhoni (Motorboot) auf uns wartete, dass uns nun auf unsere etwa 4 Kilometer von Maamigili entfernte Zielinsel Nalaguraidhoo brachte. Die Überfahrt gestaltete sich sehr angenehm, da der Kapitän ordentlich Gas gab und der Fahrtwind uns etwas Abkühlung verschaffte. |
Blick aus dem Flugzeug, auf verschiedene Lagunen im Nord-Malé-Atoll. |
Mit dem Dhoni von Maamigili nach Nalaguraidhoo | Nalaguraidhoo (Sun Island) im Süd Ari-Atoll |
Auf Nalaguraidhoo angekommen, ging es zunächst in die Lobby, wo wir mit feuchten Erfrischungstüchern und einem Kokosmilch Drink begrüßt wurden. Nachdem wir die Anmeldeformulare ausgefüllt hatten, wurde unser Gepäck auf einen Elektro-Caddy verladen und man brachte uns zu unseren auf der Nordseite (Ocean View) der Insel gelegenen Bungalow mit der Nummer 302. Natürlich waren wir mächtig gespannt, als der Mitarbeiter des Ressorts unseren Bungalow aufschloss, würde alles zu unserer Zufriedenheit sein und so, wie es der Reiseveranstalter im Internet versprochen hatte ?. Ich kann sagen, dass wir nicht enttäuscht wurden.
Die Wohnfläche des direkt am Meer gelegenen Super-Deluxe-Beachbungalow betrug 25 m². Er verfügte über eine Terrasse, Bad, Dusche, WC, Bidet und eine sep. Außendusche. Zur Zimmerausstattung gehörten ein Wasserkocher, Deckenventilator, Klimaanlage, Haartrockner, Telefon, Zimmersafe, Fernseher (Satelliten-TV),eine Minibar und ein Roomboy (Zimmerservice), der uns Rund um die Uhr zur Verfügung stand. |
Ankunft im Paradies, wir sind auf Nalaguraidhoo (Sun Island) im Süd Ari-Atoll, Malediven |
Unser Strandbungalow Ocean View Nr. 302 auf der Nordseite von Nalaguraidhoo (Sun Island) |
Nachdem wir unser Gepäck verstaut hatten, erkundeten wir zunächst einmal die Insel. Alles war sehr gepflegt und sauber, dazu eine sehr üppige Vegetation, Kokospalmen, Bananen - und Mangobäume überall auf der Insel. In den Mangobäumen hingen unzählige PET Flaschen, die man frühzeitig über die Äste gestülpt und befestigt hatte. Der Grund dafür, wurde uns sehr schnell klar, damit sollte verhindert werden, dass der Maledivische Riesenflughund, von denen es auf Nalaguraidhoo reichlich gibt, die Mangofrüchte von den Bäumen fressen, denn die Hauptnahrung der Flughunde besteht aus Früchten. In den Obstplantagen Südasiens, richten sie immer wieder beträchtliche Schäden an. Eigentlich sind Flughunde nachtaktiv und hängen tagsüber in den Baumwipfeln, dennoch konnten wir sie auch immer wieder am Tag beobachten. Das mag vielleicht daran gelegen haben, dass die Jungen im Februar zur Welt gekommen waren und der Energiebedarf der säugenden Weibchen entsprechend hoch war. |
Abendstimmung über Nalaguraidhoo (Sun Island) mit Maledivischen Flughund. |
Als wir zum Abendessen das Restaurant betraten, wurden wir von einem freundlichen Kellner in Empfang genommen und zu Tisch geführt. Der Kellner erklärte uns dabei, dass er die nächsten zehn Tage unsere Bedienung sei und der Tisch zu allen Mahlzeiten für uns reserviert war. Das war sehr praktisch, denn so entfällt, speziell in den Stoßzeiten die oft nervige Suche nach einem freien Tisch.
Da wir, wie bereits oben angesprochen, vor unserer Abreise auf diversen Internetseiten immer wieder gelesen hatte, dass das Essen im Hauptrestaurant nicht ganz so "toll" sei, waren wir darauf auch entsprechend gespannt. Essen ist natürlich immer reine Geschmackssache und das was der eine lecker findet, muss dem anderen noch lange nicht schmecken. Wir sind keine Restaurantkritiker und glauben, was das Essen angeht, relativ pflegeleicht zu sein, dennoch möchte ich dazu anmerken, dass der Küche dort ein Besuch von Frank Rosin ganz sicher nicht schaden würde. Das kulinarische Defizit der Küche wurde aber zu jeder Zeit von der Freundlichkeit der Mitarbeiter im Service glatt gebügelt. Der Kellner war stets zur Stelle und jeder Wunsch wurde uns von den Lippen abgelesen und umgehend erfüllt.
Auf die Getränkepreise (Flasche Wasser mit Kohlensäure 7,50,- US-Dollar), die auch immer wieder moniert wurden, möchte ich hier nicht eingehen, es sollte jedoch immer bedacht werden, dass fast alles was es in den Urlaubsressorts der Malediven zu essen und zu trinken gibt, mit dem Schiff von Indien oder Sri-Lanka aus eingeführt werden muss. Das alles, hat natürlich auch seinen (zugegeben, extrem hohen) Preis.
Auf Nalaguraidhoo finden jeden Abend Hai und Stachelrochen Fütterungen statt. Am ersten Abend entschlossen wir uns dazu, uns die Haifütterung auf der Südseite der Insel anzusehen, die um 22:00 Uhr begann. Es ist wirklich erstaunlich zu sehen, wie sich die Tiere (sowohl die Haie auf der einen Seite, als auch die Stachelrochen auf der anderen Seite der Insel) schon, so als hätten sie eine innere Uhr, etwa 10 bis 15 Minuten vor Beginn der Fütterung aus dem offenen Meer heraus am Strand von Nalaguraidhoo einfinden und ungeduldig auf das Fressen warten. Ob die Fütterung der wilden Tiere nun sinnvoll ist oder nicht, (ebenfalls ein häufiger Kritikpunkt in den Hotelbewertungen) darüber kann man nun durchaus verschiedener Meinung oder Auffassung sein, allerdings wird es wohl immer wieder ein paar „Berufsnörgler in Tennissocken und Sandalen" geben, die an alles und jedes etwas auszusetzen haben. Wir haben die Fütterungen gern gesehen und sie als das angenommen, als was sie auch gedacht sind, nämlich als Touristenattraktionen. |
Ammenhaie vor Nalaguraidhoo, keine Angst, dem Menschen gegenüber sind diese Tiere, die bis zu 4,30 Meter groß werden können, nur gefährlich, wenn sie provoziert werden. |
Nach der Haifütterung gingen wir zurück in unseren Bungalow und legten uns schlafen. Die weite Anreise, das lange warten auf den Weiterflug von Malé nach Maamigili, sowie die Umstellung von deutschen Schmuddelwetter auf das tropische Klima der Malediven, die nur knapp 500 Kilometer vom Äquator entfernt liegen, waren nicht spurlos an uns vorüber gegangen.
Den nächsten Morgen begannen wir - noch vor dem Frühstück - mit einem erfrischenden Bad im 28 Grad warmen Wasser des Indischen Ozeans. Obwohl Nalaguraidhoo über 426 Zimmer bzw. Bungalows verfügt, hatten wir die meiste Zeit das Gefühl allein auf der Insel zu sein, andere Gäste sahen wir eigentlich nur zum Essen, bei Ausflügen oder wenn wir mal am Pool vorbeigingen.
Nach dem Frühstück war schnorcheln angesagt, um auch ein paar Bilder der Unterwasserwelt der Malediven machen zu können, hatte ich mir eigens dafür eine Panasonic Lumix DMC-FT5 Outdoor-Kamera, die für Tauchgänge bis 13 Meter Tiefe geeignet ist zugelegt. Für die Fotos an Land benutzte ich meine Nikon D7000. |
Tauchen und Schnorcheln vor Nalaguraidhoo (Sun Island) im Ari-Atoll auf den Malediven |
Picasso-Drückerfisch (Rhinecanthus aculeatus) | Fähnchen-Falterfische (Chaetodon auriga) |
Gelbflossen-Doktorfisch | Blaustreifen-Schnapper (Lutjanus kasmira) |
Ein Ozean Doktorfisch im Ari-Atoll, Malediven |
Orientalische Suesslippe | Gelbkopf Falterfisch |
Die Unterwasserwelt der Malediven ist einfach traumhaft, bereits vom Strand aus, kann man die vielen bunten Fische sehen. Um auch die scheuen Picasso-Drückerfische etwas näher vor die Kamera zu bekommen, hatte ich mir ein paar Milchbrötchen vom Frühstückstisch mitgenommen, mit denen ich sie beim Schnorcheln anfütterte.
Am Abend gingen wir dann zur Westspitze der Insel, um uns die Stachelrochen-Fütterung die um 21:00 Uhr begann anzusehen. Am Strand angekommen, erblickten wir gleich eine große Warntafel mit der Aufschrift: Stachelrochen sind im Grunde sanftmütige Tiere. Bitte bleiben Sie jedoch beim Füttern am Strand. Es ist ratsam sie nicht zu streicheln. Bitte treten Sie nicht auf die Stachelrochen. Die Schwanzspitze ist sehr scharf und das Gift ist tödlich. Füttern Sie die Muränen nicht, die an den Strand kommen, um Fische zu fressen!.
Wie schon die Hai-Fütterung am Abend zuvor, war auch die Stachelrochen-Fütterung sehr interessant anzusehen. Von der Fütterung habe ich ein kleines Video gemacht, das hier zu sehen ist. |
Stachelrochen am Strand von Nalaguraidhoo | Stachelrochen bei der Fütterung |
Auf der Suche nach den Giganten der Weltmeere!
Unser ganz persönliches Malediven-Highlight, sollten wir aber am Mittwoch, den 06. Mai 2015 erleben. Schon bei unserer Ankunft auf Nalaguraidhoo, war uns in der Hotellobby ein Werbeplakat aufgefallen, auf dem für Walhai Exkursionen geworben wurde (Swim with Whale Shark). Bei solchen Exkursionen geht es mit einem Motorboot oder einem kleinen Schiff auf das offene Meer hinaus. Dabei werden dann die Gebiete angefahren, in denen sich die Tiere bevorzugt aufhalten. Der Rest ist dann reine Glückssache, entweder die Tiere zeigen sich, oder aber nicht. Da wir auf unseren vorangegangenen Urlaubsreisen, bei solchen Exkursionen bisher immer das Glück hatten, die entsprechenden Tiere (u. a. Delfine und Buckelwale) zu Gesicht zu bekommen, hatten wir uns auch hier, auf Nalaguraidhoo zur Teilnahme an einer solchen Exkursion entschlossen und uns beim Veranstalter dafür angemeldet. (Kostenpunkt 68,- US-Dollar p.P.)
Wir wussten, dass die Aussichten, hier auf den Malediven einen dieser in der Roten Liste der bedrohten Arten als „gefährdet“ eingestuften Meeresgiganten, die bis zu 20 Meter lang und unglaubliche 34 Tonnen schwer werden können, zu Gesicht zu bekommen recht gut standen, denn die Gewässer vor der Insel Maamigili, ganz in der Südspitze des Ari-Atolls und nur wenige Kilometer von Nalaguraidhoo entfernt gelegen, zählen mit zu den besten Plätzen auf der ganzen Welt, was Walhai Sichtungen betrifft.
Am frühen Morgen des 06. Mai machten wir uns dann bei denkbar schlechten Wetter, (es stürmte und regnete) auf den Weg von unserem Bungalow zur Hotellobby, welche der Treffpunkt der Teilnehmer war. Die Truppe bestand aus ca. 20 Personen, von denen der Großteil Chinesen waren. Nach ein paar Minuten des Wartens, traf dann auch einer der Guides (Touristenführer) ein. Er stellte sich der Gruppe kurz vor und fragte dann unter Hinweis auf das schlechte Wetter, ob wir die Exkursion durchführen oder aber lieber auf den nächsten Tag verschieben wollten. Nachdem niemand aus der Gruppe geantwortet hatte, ergriff ich das Wort und sprach mich für die Durchführung aus. Der Guide blickt in die Runde und da von den anderen keinerlei Reaktion oder Widerspruch kam, ging es dann zum Bootsanleger hinaus.
Bevor wir auf das Boot (Dohni) durften, gab es noch ein Briefing (Einweisung), in dem uns erklärt wurde, wie wir uns zu verhalten haben, wenn wir auf einen Walhai treffen sollten. Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, einen Sicherheitsabstand von mindestens 4 Metern zu den Tieren zu halten. Walhaie sind zwar äußerst friedliche Tiere, dennoch kann es bei mangelnden Sicherheitsabstand durch die Größe und das enorme Gewicht der Tiere zu Unfällen kommen. Des Weiteren wurde uns gesagt, dass wir nicht mit Blitzlicht fotografieren sollten und die Tiere auf keinen Fall anfassen dürfen. Bei diesem Briefing stellte sich heraus, dass die Chinesen nicht ein einziges Wort, von dem was uns erzählt wurde, verstanden hatten, sie konnten schlicht und einfach kein Englisch und so musste unter nicht unerheblichen Zeitverlust erst eine Dolmetscherin herbeigeholt und das gesamte Briefing nochmal (auf Chinesisch) wiederholt werden. Nun wusste ich auch, warum mir in der Hotellobby niemand widersprochen hatte.
Nach dem Briefing, bekam jeder der Teilnehmer eine Rettungs-Schwimmweste ausgehändigt und wer keine eigene Schnorchelausrüstung dabei hatte, bekam eine vom Veranstalter geliehen. Da die gesamte Chinesische „Delegation" über keinerlei Ausrüstung verfügte, mussten sie unter erneuten Zeitaufwand erst ausgestattet werden. Anschließend durften wir dann einzeln das Boot betreten, dabei wurden wir vor dem Bootseinstieg von einem Mitarbeiter des Veranstalters nach unseren Namen und der Zimmer bzw. Bungalow Nummer gefragt. Diese Angaben wurden dann mit den Angaben in den Unterlagen, die er in den Händen hielt, akribisch verglichen. Die gleiche Prozedur wurde später, bevor wir die Rückfahrt antraten noch einmal durchgeführt. Damit sollte absolut sichergestellt werden, dass keiner der Teilnehmer nach der Exkursion, so wie in dem US-Spielfilm Open Water dargestellt, versehentlich im offenen Meer vergessen würde. |
Auf der Suche nach den Giganten der Weltmeere! |
Dann ging es endlich los, von Nalaguraidhoo aus fuhren wir Richtung Maamigili. Die Crew bestand aus drei Leuten, der Steuermann, ein etwas älteres Semester und zwei sehr junge Guides, die ständig die Wasseroberfläche beobachteten und nach Walhaien Ausschau hielten. Ich selbst hatte mich auf der Backbord Seite, direkt am Ausstieg des Dohni positioniert, um möglichst schnell ins Wasser springen zu können, falls wir einen Walhai sichten sollten. Wir waren noch nicht lange unterwegs, als wir Backbords von einer Gruppe Delfine flankiert wurden, die uns eine ganze Weile auf unseren Weg Richtung Maamigili begleitete. |
Delfine zwischen den Inseln Nalaguraidhoo und Maamigili im Süd Ari-Atoll, Malediven |
Unsere Guides, die nach einem Walhai Ausschau halten | Eine weitere Walhai Exkursion vor Maamigili |
In den Gewässern vor Maamigili angekommen, trafen wir auf eine weitere Walhai Exkursion, ansonsten tat sich nicht viel. Wir kreuzten eine gefühlte Ewigkeit hin und her, wobei unsere Blicke stets auf das Wasser gerichtet waren, immer in der Hoffnung dass sich uns ein Walhai zeigen würde. Nach etwa zwei Stunden erfolgloser Suche, wir spielten bereits mit dem Gedanken die Rückfahrt nach Nalaguraidhoo anzutreten, kam dann das Wort, auf das wir alle so sehnsüchtig gewartet hatten: „Whale shark - Whale shark". Ali, unser jüngster Guide hatte ein stattliches Exemplar knapp unterhalb der Wasseroberfläche entdeckt. Ich selbst hatte den Walhai nicht ausmachen können und zögerte deshalb ins Wasser zu springen. Ali, der mein Zögern wohl bemerkt hatte, legte seine Hand auf meine Schulter und rief: „Jump my friend - jump" - und ich sprang - als erster und wie sich später herausstellte auch als einziger von Bord - in der rechten Hand hielt ich die Fotokamera, mit der linken hielt ich mir die Tauchermaske vor dem Gesicht fest.
Nachdem sich die durch den Sprung aufsteigenden Luftbläschen verflüchtigt hatten und ich wieder klare und freie Sicht hatte, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Wenn ich nicht unter Wasser gewesen wäre, würde ich sagen „Mir stockte der Atem". Direkt vor mir stand ein gewaltiger Koloss von Walhai. Ich konnte deutlich spüren, wie mir augenblicklich das Adrenalin durch den Körper schoss und mein erster Gedanke war: „Der macht keine Gefangenen, der macht kurzen Prozess". Ich war regelrecht paralysiert und brauchte erst einen paar Sekunden, um mir ins Gedächtnis zu rufen, dass das nur ein harmloser und friedfertiger Planktonfresser ist, der mir nichts tut. Er stand so dicht vor mir, dass ich ihn nicht mehr komplett auf die Speicherkarte meiner Kamera bannen konnte und mein Respekt vor ihm war schier Grenzenlos. Zudem war es reine Glückssache gewesen, dass ich ihm beim Sprung aus dem Boot nicht auf den Kopf gesprungen war. Die vier Meter Sicherheitsabstand, die wir einhalten sollten, waren auf etwa 1,5 bis 2 Meter zusammengeschrumpft.
Als ich mich wieder gefasst hatte, nahm ich ihn in das Visier meiner Kamera und machte die ersten Fotos. Leider hatte ich, nachdem ich die Delfine fotografiert hatte, vergessen die Kamera auf den Unterwassermodus zurückzustellen, weshalb die Bilder etwas trüb wirken. Nach den ersten paar Aufnahmen kam er, wie im Zeitlupentempo, noch dichter an mich herangeschwommen und es trennten uns nur noch wenige Zentimeter voneinander.
Zwischenzeitlich hatte auch die Crew der anderen Walhai Exkursion mitbekommen, das wir auf einen Walhai getroffen waren und hatte ihr Boot zu uns beigedreht. Einige der Teilnehmer dieser Exkursion kamen ins Wasser gesprungen und näherten sich dem Walhai, so gelangen mir ein paar Aufnahmen, auf denen der drastische Größenunterschied zwischen Mensch und Walhai deutlich zu sehen ist und man eine ungefähre Vorstellung von der immensen Größe dieser Meeresgiganten bekommt. |
Ein Walhai vor Maamigili Beru, Süd Ari-Atoll - Malediven - Indischer Ozean (06. Mai 2015) |
So nah, dass er nicht mehr komplett auf das Bild passte. | Auge in Auge mit dem tonnenschweren Meeresgiganten. |
Hier ist der Größenunterschied sehr schön zu sehen. | Swim with Whale Shark |
Allein die Silhouette des Walhais ist schon furchteinflößend und erinnert an einen weißen Hai. |
Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, jeden Morgen sehr früh aufzustehen und mit der Kamera in der Hand die Insel den Strand entlang auf der Suche nach schönen Fotomotiven zu umrunden. Dabei fand ich fast jeden Morgen eine Handvoll sehr schöner, an den Strand gespülter Muschel und Schneckengehäuse. Allen potentiellen Maledivenurlaubern sei an diese Stelle empfohlen, beim Sammeln von Muscheln und Schnecken höchste Vorsicht walten zu lassen, denn es werden auch Kegelschnecken („Cone snails“) an den Strand gespült.
Wegen ihrer reizvollen Farben und Muster sind die bis zu 12 Zentimeter großen Gehäuse der Kegelschnecken begehrte Sammlerobjekte und Urlaubsandenken. Was jedoch kaum jemand weiß: Die Tiere besitzen eine Art Giftharpune, mit der sie jeden Winkel ihrer Schale erreichen können. Normalerweise ist die Harpune zum Beutefang von Weichtieren und kleinen Fischen gedacht; sie kommt allerdings auch zur Gefahrenabwehr zum Einsatz. Gerade größere „Cone snails“ können mit ihrer Harpune Handschuhe und sogar Taucheranzüge durchstechen. Die Gifte der Kegelschnecken heißen Conotoxine und sind Nervengifte, die auch für den Menschen gefährlich sein können.
Den Stich der Kegelschnecke kann man mit dem einer Hornisse vergleichen, aber er ist hochgiftig. Es stellen sich die typischen toxischen Symptome wie Taubheitsgefühl, Atemprobleme, Koordinationsprobleme oder Schwäche ein. Überlebende berichten von Gliederschmerzen, noch lange nachdem sie von der Kegelschnecke harpuniert wurden. Viele Kegelschnecken sind so giftig, dass sie einen Menschen töten können. Ein wirksames Gegengift gibt es nicht, Opfer von Kegelschnecken können nur symptomatisch und intensivmedizinisch behandelt werden. |
Auf einem meiner Spaziergänge um die Insel fand ich das Gehäuse einer Elfenbein Kegelschnecke (Conus eburneus) wie alle Arten innerhalb der Gattung Conus ist auch die Elfenbein-Kegelschnecke räuberisch und giftig, jedoch nicht tödlich. Nachdem ich mich äußerst sorgfältig, ganz vorsichtig und mit viel Geduld davon überzeugt hatte, dass sich keine Schnecke mehr in dem Gehäuse befand, nahm ich sie hoch und machte ein paar Erinnerungsfotos. |
Giftige und gefährliche Schönheit, eine Elfenbein Kegelschnecke (Conus eburneus) am Strand von Nalaguraidhoo |
Ein Picasso-Drückerfisch zum Frühstück. Nalaguraidhoo (Sun Island) Ari-Atoll Malediven |
Männliche Blutsaugeragame (Calotes versicolor - Oriental garden lizard) beim Sonnenbad. |
Blutsaugeragame mit erbeuteter Ameise | Weibliche Blutsaugeragame |
Asiatischer Hausgecko (Hemidactylus frenatus) an der Außenwand unseres Bungalows |
Für Samstag, den 09. Mai hatten wir einen Rundflug über das Ari-Atoll gebucht. Da der Rundflug mit einem Wasserflugzeug stattfand, wurden wir mit einem Dohni ein Stück weit auf das Meer hinausgebracht, zu einer Stelle, wo sich eine kleine Holzplattform befand, von der aus wir in das Flugzeug einsteigen konnten.
Das Flugzeug ( Flying Whale Shark’ SeePlane) war in den Farben eines Walhais lackiert, verfügte über weiße Ledersitze, Klimaanlage und extra große Fenster, aus denen man einen guten Blick hatte und die ideal zum hinaus fotografieren waren. Die Crew bestand aus jungen Männern die alle sehr freundlich und hilfsbereit waren. Der Flug dauerte ca. 30 Minuten und kostete 108,- US-Dollar pro Person. Ein Flugbegleiter erklärte uns während des Fluges, welche Inseln wir gerade überflogen und versorgte uns zudem mit allerlei Hintergrundwissen und Infos. |
Flying Whale Shark’ SeePlane - Nalaguraidhoo - Ari-Atoll - Malediven |
Take Off - Flying Whale Shark’ SeePlane |
Rundflug mit dem Flying Whale Shark’ SeePlane über das Ari-Atoll - Malediven |
Sun Island Resort & Spa, Süd Ari-Atoll, Malediven |
Nalaguraidhoo (Sun Island) Impressionen |
Nalaguraidhoo (Sun Island) Malediven |
Sonnenuntergang über Nalaguraidhoo (Sun Island) Malediven |
Karettschildkröte vor Nalaguraidhoo | Karettschildkröte vor Nalaguraidhoo |
Dienstag, der 12. Mai, war unser letzter Abend auf Nalaguraidhoo. Diesen Abend wollte ich noch einmal zu etwas ganz besonderen machen und reservierte uns einen Tisch zum Hummer essen im Italienischen Restaurant. Mit einem Pauschalpreis von 140,- US-Dollar pro Person, zuzüglich der Getränke waren wir dabei.
Als wir am nächsten Morgen zum Frühstück in das Hauptrestaurant kamen, war unser Kellner (leider weiß ich seinen Namen nicht mehr) regelrecht geknickt, er erzählte uns, dass er am Vorabend leider vergeblich auf uns gewartet hatte, da er uns zum Abschied mit einem Blütengeschmückten Tisch hatte überraschen wollen. Ich erklärte ihm, warum wir nicht zum Abendessen gekommen waren, dankte ihm aber für die nette Geste und die Mühe, die er sich gemacht hatte. Dann brachte er uns den gewünschten Kaffee und bat uns mit dem Frühstück doch bitte noch einen Augenblick zu warten. Nach kurzer Zeit kam er wieder an unseren Tisch und schmückte ihn in Windeseile noch einmal für uns.
Auch Mohammed unser Roomboy hatte uns schon am Tag zuvor mit einem geschmückten Bett überrascht und uns zum Abschied ein hölzernes, in Handarbeit hergestelltes Dhoni-Modell geschenkt. Die Freundlichkeit der Menschen dort, ist wirklich allgegenwärtig. |
Zum Abschied ein mit Blüten geschmückter Tisch. |
Es geht nach Hause, vom Dubai International Airport - Vereinigte Arabische Emirate - nach Düsseldorf |
Video vom Take Off in Dubai nach Düsseldorf, mit Blick auf den Golf von Persien. |
Die lange Wartezeit war nicht spurlos an uns vorüber gegangen und wir waren echt erleichtert, als unser Flug endlich aufgerufen wurde. Ein letztes Mal starteten wir Richtung Heimat, ich schaute aus dem Fenster, blickte auf den Flughafen von Dubai und anschließend auf den Golf von Persien. Ein Kindheitstraum war in Erfüllung gegangen, wir waren auf den Malediven gewesen und es war wirklich so, wie wir es uns immer vorgestellt hatten - einfach traumhaft.
Fazit: Traumurlaub mit kleinen Abstrichen, was das Essen anbelangt |
Landeanflug und Landung in Düsseldorf |
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