Es war Ende April, Anfang Mai 2020. Eigentlich war alles wie immer. Die gelbe Jahreszeit, wie ich die Frühlingsmonate April und Mai wegen der Rapsblüte nenne, war angebrochen. Rechts und Links der Straßen und besonders der Feldwege konnten sich Augen und Nase nun an den duftenden, goldgelben Blütenmeeren der Rapsfelder die jetzt in voller Pracht standen erfreuen.
Und obwohl alles wie immer zu dieser Jahreszeit schien, war doch alles irgendwie ganz anders. Es war Coronazeit,
das hieß: Kontaktbeschränkungen und Maskenpflicht. Auflagen zu Abstands- und Hygieneregeln viele Verbote usw.
Lange im voraus geplante Fotoshootings mussten abgesagt werden. Gegen Ende April sollte das Wetter laut Vorhersage noch einmal richtig sommerlich mit Temperaturen von bis zu 25 Grad und strahlend blauem Himmel werden, bevor es dann zu einem Temperatursturz kommen sollte.
Der Gedanke, kein einziges Fotoshooting mit einem hübschen Model zur Rapsblüte 2020 gemacht zu haben,
gefiel mir überhaupt nicht. Und so entschloss ich mich, Kontaktbeschränkungen hin, Kontaktbeschränkungen her, doch zumindest ein Fotoshooting mit einem Model im Rapsfeld zu machen.
Als Fotolocation wählte ich ein Rapsfeld, das abseits aller Straßen und Wanderwege ganz einsam neben einem, für die Öffentlichkeit durch eine Schranke gesperrten Forstwirtschaftlichen Weg stand. Diese Location hatte zum einen den Vorteil, dass sich das Model geschützt vor den neugierigen Blicken anderer Personen immer wieder in Ruhe umziehen konnte, zum anderen natürlich aber auch, um nicht mit der aktuellen Gesetzesgebung in Konflikt zu geraten.
So sind wir dann mit zwei Autos zu der besagten Fotolocation gefahren und ich öffnete die Schranke, die nicht abgeschlossen war. Nachdem wir die Schranke passiert hatten, verschloss ich sie wieder und das Fotoshooting begann.
Nach etwa einer halben Stunde des Fotografierens fuhren dann zwei Radfahrer wortlos und mit zum Model hinverdrehten Köpfen an uns vorbei. Danach dauerte es dann keine 15 Minuten bis ein Streifenwagen der Polizei auf dem Waldweg in unsere Richtung kam. Die beiden Beamten stiegen aus und begrüßten uns freundlich und gut gelaunt.
Guten Tag, wir haben einen Anruf bekommen, dass sich hier im Rapsfeld eine nur leicht oder äußerst spärlich bekleidete Frau aufhalten soll und wir doch bitte mal nach dem rechten schauen mögen [....] Dass hier fotografiert wird, davon hat uns niemand etwas gesagt.
Der Anruf kann absolut nur von den Radfahrern gekommen sein und die haben auch gesehen, dass wir am Fotografieren waren. Was da nach dem "rechten" geguckt werden muss, weiss ich nicht.
Von daher denke ich mal, dass sie sich einen Scherz mit uns und der Polizei erlaubt haben. Was folgte, war ein nettes Gespräch über Fotografie, Gott und die Welt. Kein Wort darüber, das wir diesen Forstwirtschaftlichen Weg ja eigentlich gar nicht hätten befahren durften und auch kein Wort über Corona und Kontaktbeschränkungen.
Zum Abschluss ihres Besuches gab es dann noch je ein Erinnerungs-Selfie mit Model im Rapsfeld.
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